Vernetzt euch!
- Laboratory for Solid State Physics (LFKP)
- Forschung
- Institute for Quantum Electronics (IQE)
- Physik
- D-PHYS
- D-PHYS
Wissenschaftlerinnen in der Photonenforschung sprechen über ihre Forschung und den Einfluss ihrer Arbeit. Aus der Perspektive der Nachwuchswissenschaftlerin bis hin zur etablierten Forscherin sprechen sie auch über notwendige Fähigkeiten, Karriereschritte und Vorbilder. Sie sind Mitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Photonenforschung, welche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedenen Bereichen der Photonenforschung vertritt und unterstützt.
In diesem Job muss man Schraubenzieher lieben.
Die Wissenschaftlerinnen Daniela Rupp, Katharina Kolatzki, Elsa Abreu und Larissa Boie arbeiten an der ETH Zürich und sind Teil des Nationalen Forschungsschwerpunkts «Molecular Ultrafast Science and Technology» mit den Heiminstitutionen ETH Zürich und Universität Bern. Die Photonenforschung deckt viele Bereiche der Physik ab, von der Optik über die Material- und Festkörperwissenschaften bis hin zur Atom- und Molekülphysik; es ist die Arbeit mit Photonen, die diese Bereiche verbindet.
Die vier Forscherinnen sind sich einig: Wie bei jeder Forschung ist Neugierde die Basis. Es ist wichtig, im Team zu arbeiten, denn viele Experimente sind komplex und zeitaufwändig und erfordern zudem ein breites Spektrum an Fachwissen. Und ehrlich gesagt, machen die Experimente im Team viel mehr Spass. Ein offener Geist ist unerlässlich, denn die Lösung für eine bestimmte Herausforderung kann vielleicht im benachbarten Labor gefunden werden. Auch braucht es Geduld und die Bereitschaft, selbst Hand anzulegen – wer Schraubenzieher hasst, fühlt sich nicht wohl.
Relevante Schritte in unseren Karrieren
Daniela Rupp, Assistenzprofessorin: Erstens habe ich verschiedene Forschungsgruppen besucht und Praktika gemacht, um mein Diplomprojekt zu finden. Zweitens hatte ich das Glück, dabei zu sein, als 2007 in Hamburg zum ersten Mal frei fliegende Nanopartikel mittels kurzer Röntgenblitze abgebildet wurden. Das hat mich gepackt. Und drittens: Als ich mich an der ETH Zürich beworben habe, hat es eine grosse Rolle gespielt, dass es eine «Open Topic Search» war. So habe ich mehr darüber nachgedacht, was ich tun kann und will, anstatt mir Sorgen darüber zu machen nicht auf das Stellenprofil zu passen.
Katharina Kolatzki, Doktorandin: Der wichtigste Schritt war die Begegnung mit meiner Betreuerin. Ihre Begeisterung für die Wissenschaft, die wir betreiben, ist ansteckend. Der zweitwichtigste Punkt in meiner bisherigen Karriere war der Beginn meines Doktorats an der ETH Zürich; es ist grossartig, in einem so privilegierten und unterstützenden wissenschaftlichen Umfeld zu arbeiten.
Elsa Abreu, Oberassistentin und Teamleiterin: Die Erfahrung, ins Ausland zu gehen (Schweden, USA, Schweiz), war wunderbar für die persönliche und berufliche Entwicklung. Und die Wahl der Gruppe, in der ich promoviert habe (ich hatte schon zu Beginn ein gutes Gefühl, aber natürlich hatte ich Glück, dass es sich bestätigt hat!), brachte mich in dieses Wissenschaftsgebiet und zur Zusammenarbeit mit einem grossartigen Mentor.
Larissa Boie, Doktorandin: Mein Bachelor in Physik war ein wichtiger Schritt und dass ich das Selbstvertrauen hatte, mich für ein Doktorat an einer Universität zu bewerben, an der ich niemanden kannte, die oder der mir etwas über das Forschungsumfeld hätte erzählen können. Ich vertraute einfach auf meine Fähigkeiten.
Unsere Forschung und Auswirkung unserer Arbeit
Larissa Boie: Ich entwickle ein Experiment, bei dem wir herkömmliches Infrarot-Laserlicht in Licht mit einer viel größeren Wellenlänge umwandeln können. Wir nutzen spezifische nichtlineare Prozesse in kristallinen Materialien, um variables und kontrollierbares Licht im Mikrometer-Wellenlängenbereich zu erhalten. Mit meiner Forschung bin ich in der Lage, die derzeitigen Lichtquellen zu ergänzen, indem ich einen neuen Wellenlängenbereich für die Untersuchung der Eigenschaften komplexer Materialien zugänglich mache. Diese neue Quelle lässt uns verstehen, wie sich ein Atomgitter verhält, wenn sehr schnell viel Energie in das Gitter eingebracht wird.
Daniela Rupp: Wir untersuchen kurzlebige Nanostrukturen und ultraschnelle Veränderungen ihrer elektronischen und strukturellen Eigenschaften unter Laseranregung. Die Einzelteilchenbeugung kombiniert extreme räumliche und zeitliche Auflösung. Die Beugungsbilder enthalten Informationen über die Elektronenverteilung im Nanopartikel, so dass nicht nur die Form des Partikels, sondern auch laserinduzierte Änderungen in der Struktur und sogar in den elektronischen Eigenschaften mit Hilfe von Pump-Probe-Methoden verfolgt werden können. Die neue SwissFEL-Endstation «Maloja» des Paul Scherrer Instituts erzeugt intensive Pulse im weichen Röntgenbereich und wird unsere Forschung auf eine neue Ebene bringen – in die Welt der Elektronendynamik.
Katharina Kolatzki: Ich untersuche superfluide Heliumtröpfchen und ihre Wechselwirkung mit intensiven und kurzen Röntgenpulsen. Mit dieser Arbeit wollen wir bessere Einblicke in die Dynamik von Atom- und Molekülclustern gewinnen, wenn sie mit intensivem Licht bestrahlt werden, um diese schlussendlich im freien Flug abbilden zu können.
Elsa Abreu: Ich verwende Instrumente der ultraschnellen Spektroskopie, um die Dynamik von Quantenmaterialien zu untersuchen. Wir regen die Probe mit einem kurzen Laserpuls an und untersuchen sie mit einem zweiten, zeitlich verzögerten Laserpuls, um einen «Kurzfilm» von der Reaktion des Systems zu erstellen. Quantenmaterialien weisen eine Vielzahl einzigartiger Eigenschaften auf, wie zum Beispiel Ladung und magnetische Ordnung, Supraleitung, und Isolator-Metall-Übergänge. Die Kombination von ultraschneller Spektroskopie und kondensierter Materie hat zu vielen Entwicklungen in der Photonenforschung geführt, unter anderem auch die Erweiterung des Bereichs, in dem ultrakurze Pulse zur Verfügung stehen, in den Terahertz- und Röntgenfrequenzbereich.
Unsere Vorbilder
Elsa Abreu: Meine Vorbilder sind drei Personen mit den folgenden Eigenschaften: Integrität in den fachlichen und persönlichen Aspekten der wissenschaftlichen Arbeit, grosse Kompetenz in Verbindung mit einem gesunden Gleichgewicht von Selbstvertrauen und Bescheidenheit, Offenheit für Diskussionen, Dialog und Austausch, Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen sowie Neugierde.
Larissa Boie: Im Prinzip jede andere Frau, die negative Stereotypen in ihrem Arbeitsumfeld überwinden muss. Ein besonderes Vorbild ist meine ehemalige Betreuerin meiner Masterarbeit, die nach ihrem Doktorat jetzt am Synchrotron Triest forscht. Sie ist sehr ehrlich, wenn es darum geht, mir ihre Zweifel an ihrer Karriere mitzuteilen, sie ermutigt mich und unterstützt mich, wenn ich Rat brauche. Sie blickt positiv in die Zukunft und zeigt mir verschiedene Perspektiven auf.
Katharina Kolatzki: Meine Betreuerin ist wegen ihrer unendlichen Motivation, neue Experimente zu machen, ihrer Führungsqualitäten und ihrer Neugierde mein Vorbild. Und, ganz klischeehaft, meine Mutter, die mir immer gesagt hat, dass ich alles erreichen kann, was ich mir vornehme.
Daniela Rupp: Ich habe nicht das eine Vorbild, aber viele Menschen in meinem Leben haben «kleine Stimmen» in meinem Kopf hinterlassen, die meine Entscheidungen leiten. Ich schaue zu motivierten Menschen mit hohen ethischen Standards und Werten auf, die oft erfolgreich, aber dennoch bodenständig und nicht arrogant oder allein vom Ruhm getrieben sind.
Unsere Mottos
Das Team ist wichtig und das Vertrauen in den Prozess – am Ende klappt immer etwas. Vertraue dir und deinen Fähigkeiten, aber erkenne auch deine Grenzen und höre auf sie! Und während man ständig damit zu kämpfen scheint, nicht gut genug zu sein, nicht produktiv genug zu sein und nicht effizient genug zu sein... ist es wichtig, mit diesem Gefühl umgehen zu lernen, damit es nicht übermächtig wird. Aber gleichzeitig darauf zu achten, es nicht ganz zu verlieren, denn es ist eine große Antriebskraft. Organisiere selbst Netzwerke oder schließe dich diesen an, tausche dich über alle Hierarchiestufen hinweg aus und nutze die daraus resultierende Kraft für gemeinsame Projekte.
Forschungsgruppen und Netzwerke
- chevron_right Forschungsgruppe von Daniela Rupp: Nanostructures and Ultrafast X-Ray Science
- externe Seite call_made Netzwerk: Swiss Society for Photon Science (SSPh)
- chevron_right Institut für Quantenelektronik der ETH Zürich
- externe Seite call_made Video #NCCRWoman Kampagne
- externe Seite call_made Nationaler Forschungsschwerpunkt «Molecular Ultrafast Science and Technology» NCCR MUST