Noisy Quantenforschung mit Fun-Faktor

Im Rahmen der diesjährigen Wolfgang-Pauli-Vorlesung bot John Preskill von der Verschränkung bis zur Fehlerkorrektur für Quantencomputer einen Crash-Kurs in Quanteninformationswissenschaft an.

«Wenn man heute jemanden auf einer Party beeindrucken will, sollte man sagen, dass man ein Quantenwissenschaftler ist», scherzte Professor Renato Renner, als er den Redner der diesjährigen Wolfgang-Pauli-Lecture, Professor John Preskill vom California Institute of Technology, vorstellte. Wie Renner ausführte, mögen Quantenwissenschaft und -technologie derzeit auf ein breites Interesse stossen und einen grossen Hype auslösen, doch in den neunziger Jahren war das nicht der Fall. Damals wechselte Preskill von der Hochenergiephysik in das sich entwickelnde Gebiet der Quanteninformation. Dazumals mochte dies für einen theoretischen Physiker ein gewagter Schritt sein: Einige zögerten, das Gebiet als einen Zweig der Physik zu betrachten und niemand wusste so recht, wie ein Quantencomputer aussehen würde. Preskills Entscheidung erwies sich jedoch als erfolgreich, da er in Bereichen wie der Quantenkryptografie und der Quantenfehlerkorrektur neue Wege beschritt.

Renato Renner, John Preskill und Matthias Gaberdiel
Von links nach rechts: Renato Renner, Redner John Preskill und Matthias Gaberdiel. (Bild: Kilian Kessler/ETH Zürich)

In seinem öffentlichen Vortrag erläuterte Preskill, wie die Nutzung der einzigartigen Eigenschaften der Quanteninformation für praktische Zwecke auf drei Säulen ruht: Die erste ist die Quantenverschränkung, die ein verwirrter Einstein als ‹spukhafte Fernwirkung› bezeichnete, die zweite die Quantenberechnung und die dritte die Fehlerkorrektur. Letztere ist von entscheidender Bedeutung, denn jeder noch so leistungsfähige Quantencomputer muss mit der Dekohärenz fertig werden, die die im System gespeicherte Quanteninformation verfälscht und Rechenfehler verursacht, die der Erzielung von Quantenvorteilen gegenüber klassischen Computern entgegenstehen. Die Fehlerkorrektur begegnet der Bedrohung durch die Dekohärenz, indem sie Quanteninformationen in grossen verschränkten Systemen kodiert. Vollständig fehlertolerante Quantencomputer sind ein langfristiges Ziel auf diesem Gebiet. Derzeit entwickeln Forschende die von Preskill als NISQ (‹Noisy Intermediate-Scale Quantum›) bezeichnete Technologie. Bei ihr ist die Anzahl der Qubits noch begrenzt und die Berechnungen weisen noch Fehlern auf, aber der Quantenvorteil kann bereits erforscht werden.

Andreas Wallraff und John Preskill
Andreas Wallraff (links) und John Preskill (rechts). (Bild: D-PHYS/ETH Zürich)

Während seines Besuchs an der ETH Zürich traf sich Preskill mit mehreren Angehörigen des Physik-Departements und besuchte die Labors von Professor Andreas Wallraff und Professor Tilman Esslinger.

Wallraff führte ihn durch die Grossanlage mit einer 30 Meter langen, knapp über den absoluten Nullpunkt gekühlten Röhre, mit der sein Team im Quantum Device Lab einen loophole-freien Bell-Test mit supraleitenden Schaltungen demonstriert.

In Esslingers Lattice Lab, wo ein degeneriertes Fermi-Gas aus Kaliumatomen in einem optischen Gitter die Untersuchung einer Vielzahl physikalischer Phänomene ermöglicht, wurde Preskill der Versuchsaufbau des am längsten laufenden Hubbard-Modells gezeigt. Im Austausch mit dem Team erörterte er, was für den Betrieb und die Pflege eines solchen einzigartigen Systems erforderlich ist.

John Preskill und das Team im Lattice Lab
John Preskill besucht das Lattice Lab mit einigen seiner Teammitglieder: von links nach rechts Zijie Zhu, Yann Kiefer, Konrad Viebahn und Tilman Esslinger. (Bild: D-PHYS/ETH Zürich)

Preskill sieht die Herausforderungen, die die Quanteninformatik mit sich bringt, da sich Theoretiker und Experimentalphysiker bemühen, ihr Potenzial zu erschliessen. Seiner Meinung nach ist dies ein Unterfangen, das jahrzehntelange Anstrengungen und Investitionen erfordern wird: Er erwartet nicht, dass es schnell oder einfach geht, aber er rechnet damit, dass es Spass machen wird. Preskills Besuch kam gerade zur rechten Zeit, da die Vorbereitungen für das Internationale Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie 2025 anlaufen.

Die Wolfgang-Pauli-Vorlesungen sind eine jährliche Vorlesungsreihe, die sich abwechselnd mit Mathematik, Physik und Biologie befasst. Benannt ist die Vorlesungsreihe nach dem theoretischen Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli, der von 1928 bis 1958 Professor an der ETH Zürich war.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Wolfgang Pauli Lectures (auf Englisch).

Aus dem Englischen übersetzt von Kilian Kessler  

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