Der Quanten-Pfad
Ein Interview mit D-PHYS-Absolventin Dr. Elisa Bäumer, Forscherin bei IBM Zurich.
Welche Entscheidung hat Sie zu Ihrer jetzigen Tätigkeit geführt?
Ich glaube, die erste Entscheidung, die mich auf diesen Weg brachte, war das Physikstudium an der ETH Zürich nach dem Abitur. Ich wählte es, da ich sowohl Mathematik als auch Physik sehr mochte. Zwischen den beiden entschied ich mich für das, was mir erlaubte, etwas Angewandtes zu studieren. An der Universität wählte ich ein Semesterprojekt und später eine Masterarbeit auf dem Gebiet der Quanteninformationstheorie, weil mich dieses Arbeitsgebiet faszinierte. Da mir die Forschung in diesem Bereich sehr viel Spass gemacht hat, habe ich mich entschlossen, auch in diesem Bereich zu promovieren. Während meiner Doktorarbeit nutzte ich die Gelegenheit, ein Praktikum bei IBM zu absolvieren. Das war eine grossartige Erfahrung, die zu einem ziemlich reibungslosen Übergang zu einer Stelle bei IBM Quantum führte, nachdem ich meine Promotion abgeschlossen hatte.
Wie sieht Ihre normale Woche aus?
Als Forscherin auf dem Gebiet der Quanteninformatik verbringe ich viel Zeit mit Berechnungen, sowohl mit Stift und Papier (oder dem iPad) als auch am Computer, um neue Quantenalgorithmen abzuleiten und zu optimieren. Ich schreibe auch Code, um Quantenalgorithmen auf den Quantencomputern von IBM auszuführen, die in der Cloud arbeiten. Diese Arbeit führt zu Ergebnissen, die meine Kolleg:innen und ich in der Regel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlichen und auf Konferenzen vorstellen, die von Forschenden aus verwandten Bereichen besucht werden.
Neben diesen Präsentationen meiner Forschung halte ich häufig Vorträge und Workshops für Kund:innen, Studierende und Wissenschaftler:innen mit unterschiedlichem Hintergrund, um ihnen grundlegende oder fortgeschrittenere Themen des Quantencomputings zu vermitteln und ihnen zu helfen, Anwendungen in ihrem Industrie- oder Forschungsbereich zu finden.
Wie hat Sie Ihr Doktortitel in Physik auf diese Stelle vorbereitet und was schätzen Sie aus beruflicher Sicht am meisten an Ihrem physikalischen Hintergrund?
Mein Doktortitel in Quanteninformationstheorie bildete eine gute Grundlage für meine Forschung zur Entwicklung von Quantenalgorithmen. Dennoch gibt es immer viel zu lernen, und mein Studium an der ETH – wo ich meinen Bachelor, Master und Doktorat gemacht habe! – hat mich gut vorbereitet, denn ich habe gelernt, bei der Suche nach Lösungen hartnäckig zu sein.
Ich schätze das tiefe mathematische Verständnis, das ich als Studentin an der ETH erworben habe, insbesondere während meines Physik-Bachelorstudiums, und die Fähigkeit, Probleme analytisch anzugehen. Wichtig ist auch die Ausdauer, d. h. die Beharrlichkeit, Probleme anzugehen, die nicht direkt oder einfach gelöst werden können, sondern möglicherweise kreativere Taktiken erfordern.
Aus dem Englischen übersetzt von Kilian Kessler