Drei ERC Consolidator Grants an ETH-Physiker
- Laboratory for Solid State Physics (LFKP)
- Forschungspreise
- Institute for Quantum Electronics (IQE)
- Particle Physics (IPA)
ETH-Forschende haben bei der Vergabe von ERC Grants ausgezeichnet abgeschnitten: Zehn Consolidator Grants in der Höhe von 24 Millionen Franken konnten sie für ihre Forschung einwerben. Unter den Ausgezeichneten sind die drei Physiker Paolo Crivelli, Christian Degen und Jonathan Home.
Noch nie haben Forschende der ETH Zürich in einer Vergaberunde so viele ERC Consolidator Grants einwerben können wie dieses Mal. Bemerkenswert ist zudem die hohe Erfolgsquote: Von insgesamt 18 Eingaben kamen zwei Drittel in die zweite Runde. Davon wiederum erhielten 11 die höchste Bewertung, ein A-Score (61,1 %), und zehn wurden schliesslich bewilligt. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 55,5 Prozent. Bislang lag die durchschnittliche Erfolgsquote bei den Consolidator Grants bei knapp 38 Prozent.
Jeder der Grants ist durchschnittlich mit 2,4 Millionen Franken (2 Mio. Euro) dotiert, sodass die ETH Zürich rund 24 Millionen Franken an ERC-Geldern aus dieser Runde erwarten darf. Die Mittel gehen an Forscher aus den Bereichen Chemie, Informatik, Mathematik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elektrotechnik sowie Quanten- und Teilchenphysik.
Die drei Physik-Projekte im Überblick:
Einer der Forschungsschwerpunkte von Paolo Crivelli, Leiter des Laboratory for Positron and Positronium Physics, ist die Physik exotischer Atome, die vollständig aus Antimaterie wie Antiwasserstoff oder aus Positronium (Elektron-Positron) und Myonium (Elektron-Anti-Myon) bestehen. Diese Systeme erlauben es, das Standardmodell der Teilchenphysik ergänzend zu Hochenergie-Experimenten zu testen. Ein genauer Vergleich der Materie-Antimaterie-Systeme könnte die beobachtete Asymmetrie in unserem Universum erklären. Ziel von Crivellis ERC-Projekts ist es, die Natur von Myonen und Myonium in einer bisher unerreichten Genauigkeit zu erforschen. Dies könnte den Schlüssel zur Beantwortung grundlegender Fragen liefern, wie etwa weshalb die Materie das Universum dominiert. Das Experiment wird an der weltweit stärksten kontinuierlichen Myonenquelle am Paul Scherrer Institut durchgeführt.
Seit Langem lässt sich über die Messung von elektrischen Strömen feststellen, ob sich Ladungen in einem leitenden Material bewegen. Damit lassen sich allerdings keine räumlichen Informationen zum Ladungstransport gewinnen. Der Physikprofessor Christian Degen möchte eine neue Technik entwickeln, mit der dieser Ladungstransport auf der Nanoskala beobachtet und abgebildet werden kann. Dies soll über eine Weiterentwicklung der von ihm entwickelten Diamantmagnetometrie geschehen. Die neue Mikroskopietechnik könnte Anwendung finden in der Festkörperphysik, den Materialwissenschaften und der Elektrotechnik, zum Beispiel zur Erforschung von neuartigen zweidimensionalen Materialien.
Professor Jonathan Home wird in seinem ERC-Projekt eine neue Methode untersuchen, mit der Ionenfallen-Quantencomputer und -Simulatoren skaliert werden können. Bei der neuen Methode werden geladene Atome aneinandergereiht, die in sogenannten Penning-Fallen festgehalten werden. Penning-Fallen kombinieren elektrostatische Felder mit einem homogenen Magnetfeld, um geladene Atome einzufangen. Der neue Ansatz stellt eine Alternative zu den heutigen, in führenden Quantencomputerexperimenten eingesetzten Methoden dar, bei denen die Ionen mittels Hochfrequenzstrahlung gefangen und gespeichert werden. Mit der neuen Methode soll es möglich werden, einfacher zweidimensionale, skalierbare Quantensysteme zu erzeugen, sodass höhere Ionendichten erreicht und verschiedene Gittergeometrien für Quantensimulationen realisiert werden können.