PPLUS wächst dank dem Innovedum-Fonds
Um Erfahrungen mit Geräten und der Durchführung von Experimenten zu sammeln, absolvieren Physik-Studierende im Bachelor-Studium ein Physikpraktikum. Alternativ dazu wurde 2023 erstmals das projektbasierte PPLUS durchgeführt. Dieser innovative Ansatz wird jetzt vom Innovedum-Fonds der ETH gefördert.
Andreas Eggenberger fragte sich, wie man den Studierenden freiere und kreativere Experimente im Physikpraktikum anbieten könnte. Selbst Experimente definieren, planen und auch ausführen; - das ist etwas, was Studierende wollen, davon ist er überzeugt. Und das geschieht im regulären Physikpraktikum nicht. Durch Professorin Daniela Rupp erfährt er von einem Projektlabor an der Technischen Universität Berlin, in dem bereits etwas Ähnliches stattfindet. Nachdem sie sich mit der Verantwortlichen dort, Andrea Merli getroffen haben, ist für die beiden klar, dass sie ein projektbasiertes Praktikum am Departement Physik etablieren möchten.
Und dann geht es schnell: Hoch motiviert erarbeiten Eggenberger und Rupp innert drei Monaten das Konzept für das Pilotprojekt PPLUS (Project-based Physics Lab for Undergraduate Students). Die Detailplanung und Umsetzung während des Frühlingssemesters 2023 übernimmt dann Eggenberger.
Zentral bei PPLUS ist, dass die Studierenden in Sechserteams arbeiten,; denn das fördert neben dem Teamwork auch die Fähigkeiten in Projektmanagement. Die Teams sollen die Experimente selbst aussuchen und planen. Dafür formulieren sie selbstständig die physikalischen Fragestellungen und entscheiden, welche experimentalphysikalische Methode für die Beantwortung geeignet ist. Die Dokumentation der Arbeiten und Experimente sowie die abschliessende Präsentation der besten Experimente bilden ausserdem einen Beitrag zum Erlernen von wissenschaftlicher Kommunikation. Die Teams werden von je einer/einem Assistierenden (Teaching Assistant, TA) betreut, die sie das ganze Semester hindurch begleiten. Dass die Studierenden trotz der grossen Freiheit die Lernziele von PPLUS erreichen und die Experimente erfolgreich und sicher durchführen, ist eine der grossen Herausforderungen. Auch deshalb ist ein wöchentlicher Austausch zwischen den Tas, Eggenberger und Rupp wichtig.
An der ersten Durchführung im Frühling 2023 nahmen 18 Studierende teil, die von drei TAs betreut wurden. In Zukunft sollen sechs Hilfs-Teaching Assistants, also Studierende, die idealerweise selbst das PPLUS absolviert haben, die Betreuung übernehmen. Sie profitieren zusätzlich von Erfahrungen als Verantwortliche in Führung und Projektmanagement. Und um die inhaltliche Qualität sowie die Sicherheit bei der Durchführung der Experimente gewährleisten zu können, werden jeweils drei Gruppen von einer/einem erfahrenen TA begleitet. Dank der Förderung durch den Innovedum-Fonds der ETH können die sechs Hilfs-TAs für das FS24 am Departement für Physik angestellt werden.
Das Feedback der Studierenden nach dem Pilotprojekt war überdurchschnittlich positiv. Im Rahmen der Evaluation abgegebenen Rückmeldungen wie zum Beispiel «Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, über Abläufe nachzudenken und im Team zu arbeiten» oder auch «Ich hoffe, dass dies eine dauerhafte Alternative zum Physikpraktikum sein wird» zeigen, dass PPLUS bei den Studierenden seine Ziele erreicht hat.
Potenzial für Verbesserungen sieht Eggenberger aber dennoch. Da eine gute Organisation und Dokumentation der während des Projektes anfallenden Ideen, Hinweisen, Skizzen und Anleitungen zum nachhaltigen Erfolg von PPLUS beitragen, möchte er ein Wiki als zentrale Informationsquelle erstellen.
Obwohl derzeit lediglich 36 Plätze für das nächste PPLUS zu Verfügung stehen, haben sich bereits 70 Studierende verbindlich angemeldet. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, könnte PPLUS zukünftig zusätzlich im Herbstsemester durchgeführt werden.