Parallelwelten erforschen
Institute for Theoretical Physics (ITP)
In der Physik stossen Forschende nicht nur auf fundamentale, sondern oft auch auf philosophische Fragen. Zur Erforschung solcher Fragen absolviert der ETH-Physiker Jens Jäger ein Masterstudium in Philosophie der Physik an der Universität Oxford. Dank dem Jahresstipendium der Schweizerischen Studienstiftung kann er sich voll auf den einjährigen Lehrgang konzentrieren.
Der Fokus von Jägers Arbeit wird auf dem Problem liegen, Theorien, die das Verhalten physikalischer Systeme auf mikroskopischer Ebene erklären, mit den physikalischen Phänomenen auf menschlicher Grössenskala zu vereinbaren. Die Quantenmechanik beschreibt physikalische Systeme auf mikroskopischer Ebene sehr präzise, ist aber schwierig zu interpretieren. Die Theorie sagt Phänomene voraus — wie etwa Überlagerungen von Zuständen — die wir in der makroskopischen Welt nicht wahrnehmen. Es gibt verschiedene Interpretationen der Quantenmechanik, die das Ziel haben, dieses Problem zu lösen. Laut einer der Interpretationen, der Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik, ist unsere Wirklichkeit nur eine von womöglich unendlich vielen weiteren, die sich permanent von unserer Welt abzweigen und dabei beinahe alle denkbaren Eventualitäten realisieren. Diese Interpretation, sowie der sogenannte thermodynamische Zeitpfeil, werden im Mittelpunkt von Jägers Arbeit in Oxford stehen.
Theoretische Physik und Ethik
Basierend auf seinem Interesse an Theoretischer Physik und Ethik engagiert sich Jäger seit längerem für den «Effektiven Altruismus». Dieser ist eine moralphilosophische Bewegung, die mit wissenschaftlichen Methoden die effektivsten Wege sucht, Gutes zu tun. Das Ziel ist letztlich, die so gefundenen Wege auch in die Realität umzusetzen.
Der Effektive Altruismus arbeitet mit quantitativen Modellen. Bei einigen dieser Modelle sind fundamentale Erkenntnisse der Naturwissenschaften relevant. Zum Beispiel können Erkenntnisse der Kosmologie und der Informationstheorie helfen, über Strategien nachzudenken, die das Wohlergehen von Generationen bis in die ferne Zukunft ermöglichen sollen. Auf diesem Gebiet forscht beispielsweise das «Future of Humanity Institute» in Oxford.
Jens Jäger wurde 1993 in Münster geboren und schloss dort sein Abitur mit Auszeichnungen in Mathematik und Physik ab. 2012 begann er sein Physikstudium an der ETH Zürich, wo er zudem mehrere Semester als Lehrassistent aktiv war. Neben der Physik selbst galt sein Interesse auch schon lange der Philosophie, dort insbesondere ontologischen Fragestellungen der Naturwissenschaftsphilosophie, aber auch Problemen in der Ethik.